Das Smartphone und andere digitale Technologien sind schon im jungen Alter selbstverständliche Alltagsbegleiter. Mit ihren vielzähligen Chancen und Möglichkeiten spielt digitale Mediennutzung eine wichtige Rolle beim Aufwachsen: Kinder können im Austausch mit Freund*innen und im Kontakt mit der Familie sein, finden Inspiration und Identifikationsmöglichkeiten, können selbst kreativ werden und für das, was sie online zeigen, positive Resonanz empfangen.
Aber es kann auch zu viel werden. Ständige Erreichbarkeit, die Angst, etwas zu verpassen, ein hoher sozialer Druck ständig up to date sein und dazugehören zu müssen sowie stundenlanges Scrollen aus Langeweile – das alles ist digitaler Stress, von dem auch Kinder betroffen sind.
Wie kann digitale Mediennutzung kindgerecht gestaltet und wie können Kinder vor digitalem Stress geschützt werden?
Das haben wir Expert*innen aus Kinderschutz-Zentren gefragt und ihre Antworten in 5 Tipps zusammengefasst:
Wünsche und Unsicherheiten offen ansprechen
„Es ist nicht einfach, feste Regeln zu benennen. Wichtig finde ich in diesem Zusammenhang die Beziehung zwischen dem Kind und den Eltern.
Wenn die Eltern sich dafür interessieren, wie und in welchem Umfang ihr Kind welche Medien nutzt und sie gemeinsam im Gespräch darüber sein können, was die Eltern gar nicht möchten und warum, dann ist das besser als Verbote.
Darüber hinaus ist es gut, dem Kind zu vermitteln, dass es sich bei Problemen jederzeit an seine Eltern wenden kann und es sich nicht aus Angst vor Strafen nicht traut und dadurch in Stress gerät.“
Sonja Kroggel, Kinderschutz-Zentrum Ulm/ Neu-Ulm
Kinder auch online an die Hand nehmen
„Das Erlernen von Medienkompetenz kann man mit den Straßenverkehrsregeln vergleichen. Auch im Straßenverkehr nehmen Sie Ihr Kind an die Hand, um es vor Gefahren zu schützen. Begleiten Sie es auch im Umgang mit den digitalen Medien? Je nach Alter kann man dem Kind unterschiedliche Freiräume lassen.“
Eva Forsting & Jule Dickmänken, Beratungsstelle LOGO, Kinderschutz-Zentrum Lingen
Gemeinsame Offline-Zeit organisieren
„Mein Tipp ist, gemeinsame Zeit mit den Kindern und Jugendlichen zu organisieren, z. B. Ausflüge, Spiele- und Filmabende. Dabei kann es auch Sinn machen, Freund*innen der Kinder einzuladen. Außerdem Rituale, z. B. gemeinsame Abendessen oder einen Familienabend, einführen. Wenn Kinder und Jugendliche besondere Erlebnisse haben, schrumpft vielleicht auch die FOMO (Fear of missing out).
Deshalb ist auch mein Tipp an junge Menschen: Häufiger offline mit Freund*innen verabreden – auch wenn nur für eine kurze gemeinsame Zeit.“
Marei Kübler, Kinderschutz-Zentrum Stuttgart
Mit technischen Einstellungen entlasten
„Wirksam ist auch, gemeinsam die Einstellungen im Handy so einzurichten, dass App-Aktivitäten nicht als Benachrichtigung auf dem Sperrbildschirm erscheinen – das sorgt dafür, dass man immer wieder auf das Handy schaut und direkt auf Nachrichten reagiert.
Beim iPhone beispielsweise gibt es dafür die Fokus-Einstellung, worüber festgelegt werden kann, welche Nachrichten und App-Benachrichtigungen etwa während des Schlafens oder während der Schule/Arbeit ankommen sollen.“
Marei Kübler, Kinderschutz-Zentrum Stuttgart
Den Selbstwert des Kindes stärken
„Insgesamt möchte ich Eltern anregen, den Selbstwert ihres Kindes zu stärken. Das Kind bestärken, ihm Herausforderungen oder neue Aufgaben zutrauen und so Erfolgserlebnisse schaffen. Mit gutem Selbstwert sind Menschen weniger abhängig von der Bestätigung anderer im Internet.“
Marei Kübler, Kinderschutz-Zentrum Stuttgart